Spiel ist mehr als Bewegung – es ist Lebensfreude, Neugier und Verbindung

Wie uns Spiel bewegt

1. Juni 2025
Spiel

Spiel bewegt uns!

Es liegt etwas Magisches im Vorankommen, es geht um Fortschritt und darum, herauszufinden, was als Nächstes kommt. Manchmal führt das Leben auf Abenteuer, nach oben, nach unten oder zur Seite, ganz im Zeichen des Spiels.

Die Reise des Spielens ist voller Freude und Spannung und macht das Erlebnis besonders fesselnd. Bereit für dieses Abenteuer?

Die Spiel- und Spielzeugforscherin Katriina Heljakka, Doctor of Arts, Ph.D., hat das Ökosystem des Spiels und dessen Einfluss auf die Spielenden erforscht.

„Bewegung ist ein Wunder“, sagte der finnische Künstler Jorma Uotinen. Es liegt etwas Magisches im Vorankommen, im Fortschritt, im Entdecken des Nächsten. Manchmal führt das Leben auf Abenteuer – nach oben, nach unten oder zur Seite, im Namen des Spiels. Die Reise des Spielens ist voller Freude und Spannung und macht das Erlebnis besonders fesselnd.

Die entscheidende Frage ist, ob die Bereitschaft besteht, sich gemeinsam mit dem Spiel zu bewegen, sich mitnehmen zu lassen an unbekannte Orte. So wie Alice im Wunderland, die durch den Kaninchenbau fiel und in einer neuen Realität landete.

Was wäre, wenn?

Spiel ist geprägt von Fragen, die mit „Was wäre, wenn?“ beginnen. Der Spielwissenschaftler Thomas Henricks sagt: „Wir spielen, um mehr über das zu erfahren, was wir noch nicht genug wissen.“
Spiel zu wagen bedeutet, ein flexibles Denken zu praktizieren, eine zentrale Eigenschaft spielerischer Menschen.

Spiel ist nicht nur ein Experimentieren, sondern Ausdruck von Freiheit und Kreativität. Spielerische Aktivitäten ermöglichen es, Neues auszuprobieren, Fehler zu machen, in einem geschützten mentalen Raum, und dabei Denkweise und Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ein spielerisches Mindset ist fortschrittlich und initiativ, es lädt dazu ein, das Potenzial des Spiels zu erkennen.

Neugier ist ein Schlüsselelement des Spiels, denn Spielen bedeutet Entdecken. Es erlaubt, die Funktionsweise der Welt zu erkunden und Wege zu finden, mit der Umwelt, ihren Ressourcen und anderen Lebewesen zu interagieren.

Humor spielt dabei eine wichtige Rolle, spielerische Menschen genießen das gemeinsame Vergnügen. Spaß zu suchen, bedeutet nicht, oberflächliche Erfahrungen zu machen. Im Gegenteil: Der wahre Reiz liegt darin, die Herausforderungen des Spiels zu lieben und mit Freude anzunehmen.

Spiel ist ein weites Feld

Spiel ist ein umfassendes Phänomen und wurde auf viele unterschiedliche Arten definiert. Fast jeder Spielwissenschaftlerin hat das Bedürfnis, eine eigene Definition zu formulieren. Aufbauend auf den Gedanken des Spieltheoretikers Peter Gray lässt sich Spiel wie folgt beschreiben:

Spiel ist eine freiwillige Tätigkeit, die Freude und Befriedigung bringt, unabhängig vom Alter der Spielenden. Es kann zielgerichtet oder offen gestaltet sein und wirkt sich positiv auf das emotionale, körperliche, geistige, kognitive oder soziale Wohlbefinden aus.

Spielende nutzen Vorstellungskraft, Kreativität oder Fähigkeiten, um Objekte, Artefakte oder Umgebungen zu erkunden und mit sich selbst oder anderen in Interaktion zu treten. Spiel kennt viele Formen, es kann alleine oder gemeinsam stattfinden und sich im physischen, digitalen oder imaginären Raum abspielen. Ob als Teil von Freizeit, Arbeit oder spielerischem Lernen, Spiel lässt sich offline und online erleben. Es kann durch spielerische Gegenstände, Werkzeuge, Technologien und Medien erweitert werden und verbindet Generationen durch gemeinsames Erleben.

Der Spieltheoretiker Roger Caillois unterteilte das Spiel in vier Kategorien: Agôn, Alea, Mimikry und Ilinx.
Agôn steht für Wettkampfspiele und Fähigkeiten wie Schach, Alea für Glücksspiele wie Lotto oder Roulette. Mimikry bezieht sich auf fantasievolles Rollenspiel und Nachahmung. Ilinx schließlich beschreibt das Gefühl von Schwindel oder Rausch, wie beim Schaukeln, Achterbahnfahren oder einem Karussell auf dem Spielplatz.

Schnelle Bewegung muss nicht gleich Fallschirmspringen bedeuten, auch wenn viele diesen Nervenkitzel erlebt haben. Selbst nach einer aufregenden Achterbahnfahrt bleibt oft ein Gefühl von Euphorie: „Wow, was war das gerade?“

Spiel ist Bewegung – und Bewegung tut gut

Spiel ist oft stark körperlich geprägt, und Bewegung trägt wesentlich zum Wohlbefinden des Körpers bei.

Manchmal fordert das Spiel dazu auf, etwas zu wagen, zum Beispiel eine steil wirkende, sich drehende Tunnelrutsche, die direkt vom Boden aus erreichbar ist. Solche Rutschen wurden schon an ungewöhnlichen Orten ausprobiert: etwa in einem Selfie-Museum in den USA oder auf dem Campus einer skandinavischen Designschule.

In solchen Momenten ist das Spiel intensiv körperlich. Bewegung erzeugt ein Gefühl von Flow und Präsenz im Hier und Jetzt. Das bekannte Kribbeln – eine Art Adrenalinstoß – wird durch das Gefühl von Ilinx (Schwindel) ausgelöst.

Körperliches Spiel und Humor aktivieren ähnliche Bereiche im Gehirn, die mit Freude und Belohnung assoziiert werden. Beide spielen eine wichtige Rolle beim Abbau von Stress. Durch Bewegung und Lachen werden Endorphine ausgeschüttet, Botenstoffe, die Stress reduzieren und ein Gefühl von Entspannung und Wohlbefinden fördern.

Gleichzeitig zeigen Studien, dass spielerische Aktivitäten und Humor nicht nur die Stimmung verbessern, sondern auch die kognitive Flexibilität stärken und kreatives Denken fördern.

Spiel kennt kein Alter

Vielleicht stellt sich die Frage, warum ein Erwachsener Freude an einer Rutsche findet. Doch auch Menschen im reiferen Alter suchen heute aktiv nach spielerischen Erfahrungen, in der Freizeit, im Lernen und sogar im Arbeitskontext. Spiel ist zeitlos, jede Person hat das Recht, es auf ihre eigene Weise zu genießen. Kinder sind die wahren Experten des Spiels, doch auch Erwachsene lassen sich gerne auf körperliche, geistige und emotionale Weise vom Spiel bewegen.

Roger Caillois sagte einmal, dass Spiel nicht produktiv sei. Gemeint ist damit: Die Motivation zu spielen entspringt keinem Zweck oder Ziel. Spiel ist Selbstausdruck und Selbstverwirklichung, eine Sprache für sich. Damit Spiel Raum im Leben bekommt, braucht es Zeit, Platz und einen spielerischen Geist. Spielen lässt sich nicht erzwingen, es kann nur eingeladen werden.

Obwohl jede Kultur eigene Deutungen hervorbringt, ist Spiel ein universelles Phänomen, das sowohl bei Menschen als auch bei Tieren beobachtet werden kann. Wenn Tiere spielen, ist das für Menschen leicht erkennbar. Vielleicht wurde schon einmal Affen beim Spielen im Zoo zugesehen oder miterlebt, wie ein Hund ausgelassen mit seinem Menschen interagiert. Dieses Verhalten ist voller Freude, auch wenn es nur kurz andauert, ist es niemals humorlos.

Zusammenhang zwischen mentalem Wohlbefinden und Spiel

Forschung unter Psychiaterinnen, Psychologinnen und Spielexperten zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen mentalem Wohlbefinden und spielerischer Aktivität. Wissenschaftler wie Stuart Brown und Brian Sutton-Smith haben aufgezeigt, dass das Fehlen von Möglichkeiten zur spielerischen Selbstentfaltung depressive Symptome begünstigen kann. Im Gegensatz dazu fördert aktives Spielen Kreativität und sogar eine Art spielerische Resilienz, die Fähigkeit, schwierige Situationen nicht nur zu überstehen, sondern daran zu wachsen.

Was ist das Geheimnis der Verspieltheit und wie steht sie mit dem physischen Körper in Verbindung?

Eine aktuelle Studie der Humboldt-Universität zeigte, dass spielerisches Verhalten bei Ratten im Gehirn entsteht. Der Fokus lag dabei auf den positiven Effekten des Spiels, nicht auf den negativen Folgen von Spielentzug. Untersucht wurden körperlich ausdrucksstarke Spielformen wie Raufen oder Kitzeln. Die Ergebnisse zeigten: Ratten genießen bekannte Spiele wie Fangen und Verstecken, und sie kichern sogar, wenn sie von den Forschenden gekitzelt werden. Dieses Verhalten belegt die Freude an spielerischen Interaktionen, sogar über Artgrenzen hinweg.

Wie lässt sich mehr bedeutungsvolles Spiel ins Leben integrieren? Eine Möglichkeit liegt darin, sich bewusst zu machen, auf welche Weise am liebsten gespielt wird. Die Spieltheorie unterscheidet verschiedene Spielertypen. Der Spielwissenschaftler Richard Bartle kategorisiert sie als „Killers“, „Achievers“, „Socializers“ und „Explorers“. Während sich „Killers“ und Kämpfer auf Wettbewerb, Sieg und Rang konzentrieren, streben „Achievers“ nach Status und schnellen Zielerreichungen. „Socializers“ knüpfen gern neue Kontakte, während „Explorers“ durch Neugier und Entdeckungslust angetrieben werden. Spielobjekte, Spielräume und Erlebniswelten lassen sich gezielt auf Basis dieser Spieltypen gestalten.

Spiel und Humor – eine unschlagbare Kombination

Spiel und Humor sind enge Verwandte, und Humor kennt keine Spielertypen. Nicht selten führt ein gutes Spiel zu herzhaftem Lachen: davor, mittendrin oder danach. Manchmal ist es kaum möglich, damit aufzuhören. Es sind die Momente des Lachens und die strahlenden Gesichter, die in Erinnerung bleiben, wenn das Spiel längst vorbei ist. Spiel bedeutet, im Moment zu leben, und gleichzeitig Erlebnisse zu schaffen, die nachwirken.

Spiel ist eine kraftvolle, positive Lebensenergie, die selbst einen grauen Tag erhellen kann. Es verleiht Stärke und schafft ein Gefühl der Verbundenheit. Als sozialer Kitt bringt es Menschen zusammen. Gemeinsame spielerische Aktivitäten und humorvolle Erlebnisse fördern das Miteinander und stärken soziale Beziehungen. Für viele ist das Spiel tief mit dem Menschsein verbunden, und mit dem Gefühl, Teil einer Gemeinschaft und dieser Welt zu sein.

Wie endeten die Rutschfahrten, die zuvor erwähnt wurden?
Mit einem breiten Lächeln, wenn nicht sogar einem Grinsen. Die Herausforderung wurde angenommen, beide Male sicher gelandet. Aber was wäre Spiel, wenn es nicht geteilt würde? Zum Glück gibt es Bilder und Videos, die den Mut belegen.

Wann hat das Spiel zuletzt bewegt? Auch ohne Beweis oder Dokumentation bleibt dieses besondere Gefühl in Erinnerung.

Dieses Gefühl darf festgehalten werden, bis der nächste spielerische Moment wartet. Das Leben setzt gelegentlich Kaninchenlöcher in den Weg. Offenheit, Neugier und ein spielerischer Blick auf die Welt zeigen, wie Spiel bewegen kann.

 

Katriina Heljakka, Doctor of Arts, Ph.D.

Forschungsschwerpunkt: Spielzeug, Spielen und spielerisches Lernen

Autorin von How Play Moves Us: Toys, technologies, and mobility in a digital world
(„Wie uns Spiel bewegt: Spielzeuge, Technologien und Mobilität in einer digitalen Welt“)  jetzt erhältlich.

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